Prädiabetes-Symptome: Anzeichen erkennen und Risiken mindern

Veröffentlicht 11. Oktober 2021 | Aktualisiert 16. Februar 2023
Frau mit blonden Haaren in hellblauem Pullover schaut auf Tablet Frau mit blonden Haaren in hellblauem Pullover schaut auf Tablet

Wir haben es hier mit einem heimtückischen Symptom zu tun: Man kann den Blutzuckerspiegel weder sehen noch fühlen, aber er ist einer der wichtigsten Indikatoren für unseren langfristigen Gesundheitszustand.

Ein chronisch hoher Blutzucker erhöht das Risiko für

  • Herzerkrankungen,
  • Schlaganfall,
  • Nervenschäden,
  • Sehprobleme,
  • Nierenerkrankungen
  • und natürlich Diabetes.

Es ist inzwischen weithin bekannt, dass Typ-2-Diabetes in unserer Gesellschaft eine Volkskrankheit ist. Vermutlich mehr als 8,5 Millionen Menschen in Deutschland haben Diabetes, Tendenz weiter steigend.1 Zusätzlich liegt bei jeder fünften Person zwischen 18 und 79 ein sogenannter Prädiabetes vor – also eine Diabetes-Vorstufe, die sich in erhöhten Blutzuckerwerten zeigt, wenn auch noch nicht hoch genug für Diabetes.2

Obwohl sich Prädiabetes mit einer Veränderung des Lebensstils in den Griff bekommen oder sogar umkehren lässt, bleibt die Diabetes-Vorstufe häufig unbehandelt, weil viele der Betroffenen gar nichts davon wissen. Diese Unwissenheit kann massive Auswirkungen auf die weitere Gesundheit der betreffenden Personen haben: Ohne Behandlung können 30 % der Menschen mit Prädiabetes innerhalb von fünf Jahren Typ-2-Diabetes entwickeln.

Du fragst dich, ob du potenziell gefährdet bist? Oder jemand, der dir nahesteht? Hier erfährst du alles über Anzeichen, Risikofaktoren und Maßnahmen zur Vorbeugung.

Was ist Prädiabetes?

Prädiabetes ist eine Vorstufe von Diabetes, die durch Messung des Blutzuckerspiegels diagnostiziert wird, wobei eigentlich das Insulin entscheidend ist. Insulin ist ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird und Glukose (Zucker) aus dem Blut zur Energiegewinnung in die Zellen befördert. Bei Prädiabetes reagieren die Zellen nicht mehr gut auf das Insulin, wodurch zunehmend mehr Zucker im Blut verbleibt. Im Laufe der Zeit kann diese Insulinresistenz dazu führen, dass die Bauchspeicheldrüse weniger Insulin produziert, wodurch der Blutzuckerspiegel noch weiter erhöht wird. Das führt im weiteren Verlauf zu Typ-2-Diabetes – und allen damit verbundenen gesundheitlichen Problemen.3

Typ-1-Diabetes ist dagegen eine Autoimmunerkrankung, bei der die Bauchspeicheldrüse angegriffen und die körpereigene Insulinproduktion gestört wird.

Aber selbst wenn deine Werte noch nicht die für Diabetes definierten Grenzwerte erreichen, bist du nicht geschützt vor den negativen gesundheitlichen Auswirkungen der Krankheit. Auch wenn die Blutzuckerwerte noch nicht hoch genug sind für die Diagnose von Typ-2-Diabetes, sind sie doch erhöht und können zu den gleichen Folgeerkrankungen führen. Denn eine zu hohe Zuckerkonzentration im Blut schädigt Gewebe und Organe. Im Laufe der Zeit können sich Schäden an Herz, Nerven, Augen, Nieren und vielem mehr entwickeln. Und diese Folgeschäden können gravierende Auswirkungen auf die Gesundheit und Lebensqualität der betreffenden Person haben.

Prädiabetes kann zwar einige Symptome verursachen (mehr dazu gleich), sehr häufig aber gibt es keine eindeutigen Anzeichen. Prädiabetes lässt sich tatsächlich nur durch einen Bluttest feststellen.

Zur Abklärung kann dein Arzt die folgenden beiden Werte bestimmen lassen:

1. Nüchternblutzuckerwert:

Dieser Wert wird häufig im Rahmen von routinemäßigen Blutuntersuchungen bestimmt und liefert eine Momentaufnahme deines Blutzuckerspiegels in nüchternem Zustand.

Das bedeuten die Nüchternblutzuckerwerte:
Unter 100 mg/dl Normal
100 – 125 mg/dlPrädiabetes
126 mg/dl oder höherDiabetes

2. HbA1c-Wert:

Wenn dein Arzt bereits einen Verdacht auf Prädiabetes oder Diabetes hat, wird er diesen Langzeitzuckerwert bestimmen lassen. Er gibt an, wie dein durchschnittlicher Blutzuckerwert in den letzten zwei bis drei Monaten war.

Das bedeuten die HbA1c-Werte:
Unter 5,7 %Normal
5,7 – 6,4 %Prädiabetes
6,5 % oder höherDiabetes

Ursachen und Risikofaktoren für Prädiabetes

Wie groß ist dein Risiko, Prädiabetes zu entwickeln? Die Antwort wird dich überraschen. Übergewicht und ein inaktiver Lebensstil machen dich anfälliger für eine Insulinresistenz, sind aber bei Weitem nicht die einzigen Risikofaktoren. Viele schlanke und aktive Menschen, die sich ausgewogen ernähren, erkranken trotzdem an Prädiabetes oder Typ-2-Diabetes.

Forschungsergebnissen zufolge können die folgenden Faktoren dein Risiko für Prädiabetes erhöhen:

  • Du hast Diabetiker in der Familie. Experten sind sich nicht sicher, ob dies daran liegt, dass Lebensgewohnheiten wie Ernährung oder körperliche Aktivität innerhalb der Familie ähnlich sind, aber was auch immer der Grund ist: Wenn enge Verwandte Diabetes haben, erhöht das dein Risiko für Prädiabetes.
  • Du hast zugenommen. Eine Gewichtszunahme verursacht hormonelle Veränderungen4, die die Insulinwirkung verschlechtern. Und da Menschen mit dem Alter tendenziell an Gewicht zulegen5, erklärt das vielleicht, warum das Risiko für Prädiabetes ab dem 45. Lebensjahr steigt.
  • Du bewegst dich nicht viel. Muskeln benötigen viel Energie, um sich zu bewegen. Wenn du körperlich aktiv bist, verbrauchen sie deshalb auch eine Menge Zucker aus dem Blut. Ein Mangel an körperlicher Betätigung macht deinen Körper anfälliger für hohe Blutzuckerwerte.
  • Deine Ernährung könnte besser sein. Muffins, Kekse und Kuchen lassen deinen Blutzuckerspiegel in die Höhe schnellen – und haben dazu noch einen weiteren ungünstigen Effekt: Wenn du dich mit vitamin- und mineralstoffarmen Lebensmitteln vollstopfst, ist meist kein Platz mehr für nährstoffreiches Essen. Dadurch bekommt dein Körper nicht das, was er braucht, um sich vor Krankheiten wie Diabetes zu schützen.
  • Du hattest Schwangerschaftsdiabetes.6 Mehr als die Hälfte der Frauen, die während einer Schwangerschaft erhöhte Blutzuckerwerte hatten, erkranken innerhalb von 8 bis 10 Jahren nach der Entbindung an Typ-2-Diabetes.

Anzeichen und Symptome für Prädiabetes

Diabetes kann sich in eindeutigen Symptomen wie verschwommenem Sehen zeigen, während die Anzeichen für Prädiabetes oft sehr viel weniger offenkundig und dadurch leicht zu übersehen sind oder falsch gedeutet werden können. Dadurch entgeht häufig die Gelegenheit, frühzeitig gegenzusteuern. Wer aber bereits die ersten unauffälligen Warnzeichen erkennt, kann vorbeugend seinen Lebensstil anpassen, bevor die Krankheit eskaliert.

Kommt dir eines der folgenden Warnzeichen für Prädiabetes bekannt vor? Dann solltest du bei deinem Arzt einen Termin für einen Bluttest vereinbaren.

  • Du hast ständig Durst (und musst häufig zur Toilette). Wenn der Blutzuckerspiegel erhöht ist, versucht der Körper vermehrt, den überschüssigen Zucker über den Urin auszuscheiden. Das kann zu einem Kreislauf aus Dehydrierung und Durstgefühl führen.
  • Du fühlst dich völlig erschöpft. Oft liegt es nahe, Müdigkeit auf schlechten Schlaf zu schieben. Wenn du aber ausreichend schläfst und dich trotzdem müde und abgeschlagen fühlst, könnte ein hoher Blutzuckerspiegel schuld daran sein.
  • Dir wird schwindelig. Zu viel Insulin im Blut kann manchmal Schwindel verursachen. Das ist ein Anzeichen für eine reaktive Hypoglykämie, also Unterzuckerung. Bei manchen Menschen ist das ein Frühindikator für Prädiabetes.
  • Du verspürst kribbelnde Schmerzen in den Händen oder Füßen.7 Menschen mit Diabetes klagen häufig über ein Brennen oder Missempfindungen in den Extremitäten. Eine kleine Studie fand heraus, dass dieses Symptom auch bei Prädiabetes auftreten kann. Schuld daran ist der hohe Blutzuckerwert, der zu einer Schädigung von kleinen Nervenfasern führt, was die Schmerzen verursacht.
  • Du zeigst Anzeichen, die für eine Herzerkrankung typisch sind. Menschen mit Typ-2-Diabetes oder Prädiabetes haben häufig auch einen hohen Blutdruck, einen erhöhten Cholesterinspiegel, hohe Triglyzeridwerte oder eine Fettleber.
  • Du erholst dich nicht mehr von einer Erkältung. Eine Schädigung der Nerven durch erhöhte Blutzuckerwerte verursacht nicht nur Schmerzen, sondern kann auch die Durchblutung verlangsamen und dem Körper damit wichtige Nährstoffe vorenthalten, die er zur Heilung und Genesung benötigt.

5 Dinge, die du gegen Prädiabetes tun kannst

Wenn du einen erhöhten Blutzuckerspiegel hast, können schon ein paar kleine Änderungen deines Lebensstils viel dazu beitragen, die Entwicklung von Typ-2-Diabetes zu verhindern oder zu verzögern. Doch nicht nur das: Sie können die Diabetes-Vorstufe sogar rückgängig machen. Der American Diabetes Association zufolge zeigen Forschungsergebnisse, dass das Risiko, einen Typ-2-Diabetes zu entwickeln, durch eine Umstellung des Lebensstils um bis zu 58 % gesenkt werden kann.

Wirksame Maßnahmen sind:

1. Nimm ab.

Nach Angaben des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases kann eine Reduktion des Körpergewichts um 5 bis 7 % (4 bis 5 kg bei einem Gesamtgewicht von 80 kg) die Entwicklung von Diabetes verhindern oder verzögern.8 Für Menschen mit Prädiabetes kann WW besonders hilfreich zum Abnehmen sein. In einer kürzlich durchgeführten US-Studie9 nahmen Freiwillige mit Prädiabetes entweder am WW Programm oder am National Diabetes Education Program (NDEP) teil.

Nach einem Jahr brachten die WW Mitglieder 5,5 % weniger Gewicht auf die Waage, während die NDEP-Teilnehmer weniger als 1 % abgenommen hatten. Die WW Teilnehmer verbesserten überdies erheblich ihren Blutzucker- und HDL-Cholesterinspiegel.

2. Bewege dich.

Durch körperliche Aktivität nutzen die Muskeln verstärkt den Zucker aus dem Blut zur Energiegewinnung und sie reagieren sensibler auf das Insulin. Eine Studie10 fand heraus, dass ein einziges moderates bis hochintensives Workout die Insulinwirkung bei Menschen mit Prädiabetes bis zu drei Stunden lang um 51 bis 85 % verbessert.

Sport im Alltag fördert zudem die Durchblutung, ist gut für Herz und Lunge und hilft beim Abnehmen. Diabetes-Experten empfehlen 5 Mal pro Woche mindestens 30 Minuten moderate Bewegung wie zum Beispiel flottes Gehen.8

Hast du schon von unserer Schritte-Challenge gehört? Viele Schritte am Tag zu gehen, ist nicht nur gut gegen Prädiabetes, sondern hat noch viele andere Vorteile. Mach jetzt mit!

3. Überdenke deine Essgewohnheiten.

Neueste Forschungsergebnisse zeigen, dass das, was man isst – oder nicht isst –, Einfluss darauf hat, wie wahrscheinlich man einen hohen Blutzuckerspiegel hat.11

Eine Ernährung mit einem hohen Anteil an rotem Fleisch und mit Zucker gesüßten Getränken wird mit einem höheren Risiko für Typ-2-Diabetes in Verbindung gebracht.

Wer dagegen viel Nüsse, Beeren und Joghurt isst – und (ungesüßten!) Kaffee und Tee trinkt –, kann damit seinen Blutzuckerspiegel senken.

4. Höre auf zu rauchen.

Zigaretten enthalten giftige Substanzen, die Zellen im gesamten Körper schädigen und deren Funktion beeinträchtigen. Außerdem begünstigt Rauchen die Anlagerung von Bauchfett, wodurch verstärkt Cortisol ausgeschüttet wird, ein Hormon, das den Blutzuckerspiegel erhöht.12

5. Ziehe Medikamente in Betracht.

Eine Veränderung des Lebensstils ist das wirksamste Mittel gegen Prädiabetes.13 Wenn sich der Nüchternblutzucker oder der HbA1C-Wert jedoch nicht ausreichend stark senken lassen, empfiehlt dein Arzt unter Umständen eine medikamentöse Behandlung. Hier solltest du dich auf jeden Fall gut von deinem Arzt oder einem Diabetologen beraten lassen.

Ganz wichtig: WW ist Ernährungsexperte und ersetzt keine ärztliche Beratung bzw. Behandlung. Hast du Diabetes oder entsprechende Symptome, wende dich an einen Arzt, um eine fundierte Diagnose zu erhalten und einen Therapieplan zu erstellen. Mehr dazu in unserem Gesundheitshinweis.

Zum Schluss die große Frage:

Bin ich von Prädiabetes betroffen?

Wenn du bei dir Symptome wie

  • ein verstärktes Durstgefühl
  • oder Erschöpfung feststellst
  • oder Risikofaktoren, wie eine familiäre Vorbelastung oder Schwangerschaftsdiabetes, auf dich zutreffen,

stellst du dir jetzt vielleicht die Frage, ob du Prädiabetes hast. Diese Frage lässt sich mit Sicherheit nur durch einen Bluttest beantworten.

Wenn die Ergebnisse auf eine Prädiabetes-Diagnose hindeuten, dann verfalle nicht in Panik. Du hast mehr Kontrolle über deinen Zustand, als du vielleicht denkst! Positive gesundheitliche Veränderungen können den Blutzuckerspiegel und die Insulinresistenz senken und so die Entwicklung von Typ-2-Diabetes verhindern oder verzögern. Aber du solltest keine Zeit verschwenden: „Die beste Zeit für eine Veränderung ist heute.“

Teste hier dein Diabetes-Risiko

Forscher des DIfE (Deutsches Institut für Ernährungsforschung) haben auf der Datengrundlage großer deutscher Langzeitstudien den DIfE – DEUTSCHER DIABETES-RISIKO-TEST® (DRT) entwickelt. Mit ihm kannst du online in wenigen Minuten und kostenfrei dein individuelles Risiko, innerhalb der nächsten fünf Jahre an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken, ermitteln. Hier gehts zum Fragebogen.

FAQs

Die Vorstufe des Diabetes lässt sich tatsächlich mit einer Veränderung des Lebensstils in den Griff bekommen: Wer sich ausgewogen ernährt, überschüssige Pfunde abbaut und regelmäßig körperlich aktiv ist, kann seine Insulinempfindlichkeit und die Blutzuckerwerte verbessern. Nach Angaben des National Institute of Diabetes and Digestive and Kidney Diseases kann eine Reduktion des Körpergewichts um 5 bis 7 % (4 bis 5 kg bei einem Gesamtgewicht von 80 kg) die Entwicklung von Diabetes verhindern oder verzögern.


Zum Glück gibt es weder bei Diabetes noch bei Prädiabetes strenge Verbote. Fachgesellschaften wie die Deutsche Gesellschaft für Diabetes (DDG) und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) raten heute zu einer ausgewogenen und abwechslungsreichen Ernährung, wie sie auch für Nichtdiabetiker empfohlen wird. Empfehlenswert sind z. B. frisches Gemüse, Obst, Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Nüsse. Dagegen sollten stark verarbeitete und energiereiche Lebensmittel sowie Lebensmittel mit zugesetztem Zucker wie z. B. Süßigkeiten, Limonade oder Fertigprodukte weniger gegessen werden.


Beim Sport unterscheidet man zwischen Ausdauer- und Krafttraining. Beide Trainingsmethoden verbessern die Stoffwechsellage und können Diabetes vorbeugen. Wer also lieber ausdauerbetonte Sportarten bevorzugt, sollte dies tun, wer lieber im Fitnessstudio an Geräten trainieren möchte – auch gut. Am besten ist jedoch eine Kombination – also nicht entweder oder, sondern sowohl als auch. Damit kannst du von den unterschiedlichen Effekten beider Trainingsmethoden profitieren. Das Wichtigste ist: jeder Schritt zählt! Auch ein kleiner Spaziergang um den Block ist schon ein Gewinn für deine Gesundheit.